Wir erstellen eine DIN-Spezifikation

Hauptsitz des DIN in Berlin-Tiergarten

Der freieFarbe e.V. hat sich zusammen mit mehreren Vereinsmitgliedern beim DIN Connect Wettbewerb beteiligt. Wir gehören zu den Gewinnern. Als Preisträger haben wir vom Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN) einen Forschungs- und Entwicklungsvertrag über die Erstellung der DIN-Spezifikation (DIN SPEC) “Open Colour Communication” erhalten. Das Projekt ist auf 1 Jahr in mehreren Teilschritten angelegt und wird vom DIN finanziell gefördert.

Was ist eine DIN SPEC?

Die DIN SPEC ist gewissermaßen der kleine Bruder der DIN-Norm. Das DIN schreibt: “Die DIN SPEC ist ein hochwirksames Marketinginstrument, das dank der anerkannten Marke DIN für eine große Akzeptanz bei Kunden und Partnern sorgt. DIN sorgt dafür, dass die DIN SPEC nicht mit bestehenden Normen kollidiert, und veröffentlicht die Standards, auch international. Eine DIN SPEC kann die Basis für eine DIN-Norm sein.” Näheres findet sich auf der Website des DIN.

Warum ist diese Entwicklung so sinnvoll?

Wir möchten zeigen, dass mit offenen Werkzeugen und Verfahren sowie Creative Commons Lizenzen, insbesondere dem CIELAB-Standard dem ICC-basierten Farbmanagement und ISO Standards für Spektraldaten Farbkommunikation auf professionellem Level möglich ist.

Das Projekt wird vom DIN finanziell gefördert, wofür wir dankbar sind. Das weltweite Renommee des Deutschen Instituts für Normung, der Ansatz “Rationalisierung per Normung”, der Gemeinnützigkeitsstatus des DIN – all dies sind Gründe zur weiteren Freude. Die anschließende Veröffentlichung der Spezifikation durch das DIN ist die Chance, dass der Gedanke “freieFarbe” weite Kreise zieht.

Was geschieht als erstes?

Momentan erstellen wir in Kooperation mit dem Vereinsmitglied Proof GmbH einen Farbatlas, der den freien CIELAB-Farbraum auf 36 Einzelseiten im High-End Inkjet-Druck mit 12 Farben sowie als Online-Variante für ca. 2000 Beispiel-Farbtöne zeigt.
Der dargestellte Farbraum (Gamut) umfasst neben den typischen CMYK Farben des Offsetdrucks auch Sonderfarben für verschiedenen Druckverfahren, Farben und Lacke oder Kunststoffe.

Spektraldaten für den HLC Farbatlas

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Messung und Veröffentlichung von 10nm-Spektraldaten der im Atlas veröffentlichten Farbsamples. Hiermit werden dann Farbenhersteller per Rezeptursoftware in der Lage sein, die Farbtöne in ihrer Produktion herzustellen. Die Spektraldaten werden der Öffentlichlichkeit im ISO Standard CxF zur Verfügung gestellt. Die Creative Commons Lizenz erlaubt eine kostenfreie Nutzung sowohl in freier als auch kommerzieller Software.

Vision für die Zukunft

Letztlich ist vorstellbar (und Ziel), dass man die freien HLC-Farben mittels sie exakt anzeigender Software frei variieren und sinnvoll ergänzen kann, und dass die entsprechenden Farbtöne per Lack, auf Textil, als Pulverbeschichtung, Folie, Fassadenfarbe usw. umgehend zur Verfügung stehen. Dass jede Farbe, auch jede Zwischenfarbe, online, im Farbenfachgeschäft, im Baumarkt usw. erhältlich sein wird.

Unsere Normierung über ICC-Colormanagement, CIE-HLC und Spektraldaten soll diesen Weg ebnen.

Update November 2018: Hier können Sie die inzwischen erschienene DIN SPEC 16699 bestellen und kostenlos herunterladen.

2 Kommentare
  1. Der Farbatlas von RAL ist bereits nach CIELAB-LCH seit vielen Jahren weltweit auf dem Markt mit Anwendungen in Farbmetrik, Design, Druck und Gestaltung.
    Worin liegt der Vorteil des neuen Ansatzes?
    Wichtig ist eine sinnvolle farbmetrische Verbindung zu RGB-Farbwerten.
    Hierzu dient das Relative Elementar-Farbsystem RECS bestehend aus:
    – dem analogen Farbatlas RECS_a mit realen Farbmustern
    (ca. 2000 Standard-Offsetfarbmuster im CIELAB-LCH-System, auch spektral, mit RBG-Farbwerten)
    – dem digitalen Farbatlas RECS_d in den Dateiformaten PDF und PS (PostScript).

    1. Sehr geehrter Herr Professor Richter,
       
      haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar, den wir kurz beantworten möchten:
       
      Die RAL Design Farben entsprechen CIELAB-LCH nur ungefähr. Ein willkürlich gewähltes Beispiel: für RAL 70 50 30 wird ein Lab von 48.64, 11.5, 29.59 angegeben (RAL Software), nach Standard-Umrechnung wäre für CIE-HLC 70 50 30 aber Lab = 50 10.2 28.19 korrekt. Es ist eine Abweichung von DeltaE76= 2,31 (!), also ein deutlicher Unterschied. Auch die von Ihnen genannten Anwendungsbereiche des RAL Systems existieren nur teilweise, RAL Druckfarben sind uns z.B. nicht bekannt.
       
      Ein weiterer Unterschied und noch größerer Vorteil unseres Atlasses ist dessen freie Nutzbarkeit. Wir verhindern nicht die Vervielfältigung, sondern wünschen uns die möglichst freie und kostenlose Verbreitung. Das zugrundeliegende Modell kann jeder rechnerisch nachvollziehen, der Atlas ist frei berechenbar, z.B. intern für Zwischenfarben, Abstufungen und Gegenfarben sowie extern für Farbsystemvergleiche und RGB/CMYK-Farbwerte. Drittens geben wir auch Spektraldaten aller Farben heraus, mit denen alle Farbtöne nachrezeptiert werden können. Diese Vorteile bietet kein anderes System.
       
      Die farbmetrische Verbindung zu RGB haben wir über die Standard-Umrechnung und ICC-Profile ausgeführt, die ja in zahlreiche Softwares eingebaut ist. Aktuell bevorzugen wir sRGB aufgrund seiner hohen Verbreitung, aber jedes andere RGB kann ebenso berechnet werden.
       
      Nach unserer Überzeugung wird das Konzept aufgrund seiner Vorteile viele Anwendungsbereiche automatisch erschließen.
       
      Danke für den Hinweis auf das Relative Elementar-Farbsystem RECS. Dieses war uns bisher nicht bekannt. Den von Ihnen genannten Farbatlas RECS_a und RECS_d können wir leider nicht finden, bitte teilen Sie uns einen Link mit. Gern nehmen wir dieses System in unsere Linkliste auf.
       
      Über Vorschläge aller Art, auch über Kritik freuen wir uns!
       
      Viele Grüße, Ihr freieFarbe Team
       
      Holger Everding

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